Hopfenzupfermeisterschaft in der Holledau
Flinke Hände aus Norddeutschland
Blaue Schürzen, Hüte mit grünem Hopfenflor, ein anfeuerndes Publikum, Hintergrundmusik der Blaskapelle Josef Menzl: Die Kulisse für die internationalen Hopfenzupfer-Meisterschaften der Bailliage Bavière Orientale war ideal. In der Hopfenhalle der Familie Wittmann in Niederumelsdorf im niederbayerischen Landkreis Kelheim gingen am letzten Augustwochenende rund 50 Chaîne-Mitglieder und lokale Honoratioren an den Start. Um Titelehren bewarben sich Akteure der orientalischen Partner-Bailliage aus Südtirol, aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und aus Hessen. Über die Einhaltung der Zupferregeln wachte stilecht wie bei den richtigen Deutschen Meisterschaften Franz Kellner, Vorsitzender des Hallertauer Trachtenvereins. Gewertet wurde die in fünf Minuten in den Weidenkorb gezupfte Menge, aber auch die Qualität des Hopfengutes. Jede Menge Blätter unter den Dolden: schlecht. Sauber vom Stengel getrennter Hopfen: gut und punkteträchtig.
Einen Heimvorteil gab es nicht: Unter den Top-Drei-Platzierten war kein einziger Bayer. Die unbestechliche Jury ermittelte nach einem formalisierten Punktesystem als Hopfenkönig den Bailli von Sachsen-Anhalt, Dierk Horst Horstmann, dicht gefolgt von dem niedersächsischen Bailli Honoraire Burchard Führer. Er verwies seinen Amtsnachfolger Dr. Ralf Härtel auf Platz 3. Nicht mehr auf dem Treppchen waren der Orientalen-Bailli Karl-Günther Wilfurth (4.) und Bürgermeister Gerhard Zeitler (5.) aus der Gemeinde Train.
Brauchtum und bajuwarische Kulinarik standen im Mittelpunkt: Alles begann mit einem zünftigen Festzug mit Blechmusik durch Niederumelsdorf zum Austragungsort. Dort reichte Maître Rôtisseur Helmut Schwögler (Bad Abbach) deftige Happen vom Holzbrett. Später rollte dann zwischen den Zupferdurchgängen ein schmucker Oldtimer-Traktor aus den 50ern mit Hänger an, darauf die kräftigen Zupferspeisen wie im letzten Jahrhundert auf dem Hopfenfeld: eine kräftige Suppe, einen fein gefüllten Schweinebraten mit knackiger Kruste und dem landestypischen Goasbratl, keine gebratene Geiß, sondern ein herzhaftes Gemüse aus Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln, kräftig mit Kümmel gewürzt. Eher schon der feinen Küche war das Dessert zuzuordnen: Bayerisch-Creme, Apfel-Kaiserschmarrn-Medaillons und ein herrliches Bier-Eis.
Minutenlangen, donnernden Applaus bekamen die singenden Hopfenzupfer aus Au in der Holledau für das Hopfenzupferlied und die Holledauer Hymne. Der große, stimmgewaltige Laienchor erinnerte manchen an große Bühnen in Verona oder in Bayreuth – ein Gänsehaut-Auftritt.
Wieder war das Hopferzupferfest eine Gemeinschaftsaktion einiger Chaîne-Verantwortlicher: Für die monatelange Festvorbereitung zeichnete Gabi Röhrl von der Klosterschenke Weltenburg verantwortlich, tatkräftig am Festtag unterstützt von ihrem Ehemann, Vice Chancelier Anton Röhrl. Als Moderator des Wettbewerbs und der Siegerehrung fungierte Bailli Karl-Günther Wilfurth. Letztlich war die Hopfenzupfermeisterschaft auch ein Medienereignis: Die Lokalpresse berichtete vorher und nachher ausgiebig, das Lokalfernsehen TVA drehte und sendete und die Bailliage versorgte die Daheimgebliebenen mit authentischem Videomaterial: siehe www.baviere-orientale.de.
Text: Dr. Wolf-Dietrich Nahr
Fotos: Hartmut Wolff
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