Wein-Event in der Unterwelt
Gute Tropfen und Kulinarik unter dem Gewölbe
Die Bailliage Bavière Orientale hat wieder einmal den Anspruch eingelöst, Veranstaltungen mit einem Standard und an Orten durchzuführen, die man als normaler Gastronomiekunde nicht buchen kann. Schauplatz der Mai-Veranstaltung war der ehrwürdige Gewölbekeller im Alten Rathaus zu Regensburg, und zwar just unter den Räumlichkeiten des legendären Immerwährenden Reichstages, der bis 1806 praktisch den Vorläufer des Europäischen Parlamentes bildete.
Und dass die Gesandten der Fürstenhäuser nicht nur am „grünen Tisch“ palaverten und Themen „auf die lange Bank“ geschoben haben, sondern nach den Sitzungen auch einen guten Tropfen schätzten, war schon an den dicht gestapelten historischen Weinfässern im Untergrund des Parlamentssaales abzulesen. Alle Teilnehmer der exzellent gebuchten Chaîne-Veranstaltung waren begeistert von dem urtümlichen Ambiente. „Man fühlt sich hier wie in Italien“, sagte einer, der an einer der fein gedeckten Tafeln unter dem Mauergewölbe und neben den rustikalen Fässern Platz genommen hatte. Weil diese begehrte Location mitten in der Regensburger Altstadt für Normalbürger praktisch nie zugänglich ist, bezeichnete Vice Chancelier Anton Röhrl das Ereignis als „historischen Moment“. Er betonte: „Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, dass wir hier einen solchen Abend erleben können.“
Ihren kulinarisch-gastronomischen Anteil trugen dazu Gartenamtsleiter Hans Dietrich Krätschell und das Team um Juliette und Wolfgang Riemhofer vom Haus Heuport bei. Während Krätschell kurzweilig, sachkundig und pointenreich die kredenzten „Salutaris“-Weine aus kommunaler Produktion kommentierte (Hintergrund im Chaîne-Journal im Dezember 2017), tischten Riemhofer und Friends ein wunderbares Menü auf, das ausgezeichnet zum Umfeld und der Weinkultur passte: gebratene Jakobsmuschel, klassisch servierten Spargel, Basilikum-Ravioli und eine unnachahmlich gegarte Lamm-Rippe, die 24 Stunden lang über 58 Grad nicht hinauskam.
Anton Röhrl würdigte nicht nur die schöne Speisenfolge, sondern auch den Service „voller Leidenschaft“. Für besonderen Kulturgenuss sorgte das privatgelehrte Historiker-Duo, Bailli Karl-Günther Wilfurth und Markus Kühne. Letzterer ist Planungsreferent in Amberg und mit ehrwürdiger Bausubstanz in Regensburg bestens vertraut. Beide versicherten dem Publikum, dass der Keller mitnichten ein „Remake“ aus dem späten 19. Jahrhundert ist, sondern dass das Tonnengewölbe – verschalt mit Brettern und verfugt mit Mörtel – wohl tatsächlich auf das 13. Jahrhundert zurückgeht.
Die Orientalen und eine Reihe von Gästen waren beeindruckt, an einem stimmungsvollen Originalschauplatz der europäischen Geschichte getafelt und die Weine genossen zu haben.
Text und Fotos: Dr. Wolf-Dietrich Nahr
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